Pornografie, Neuheit und der Coolidge Effekt

Der Coolidge-Effekt ist ein uraltes biologisches Programm, das die träge Zufriedenheit nach dem Orgasmus überkommen kann, wenn es neue Weibchen gibt, die befruchtet werden wollen. Ohne dieses Programm gäbe es keine Internet-Pornos. Dieser neurologische Mechanismus nimmt jede neue Fortpflanzungsmöglichkeit – einschließlich derer auf dem Bildschirm – als genetisch wertvolle Chance wahr und steuert den Menschen durch Neurochemikalien.

Wenn man eine männliche Ratte in einen Käfig mit einer empfangsbereiten weiblichen Ratte steckt, dann paaren sich die beiden zunächst mehrmals. Doch mit der Zeit wird die männliche Ratte müde. Selbst wenn das Weibchen "will", lässt irgendwann seine Libido nach und er lässt sie einfach links liegen. Tauscht man jedoch das ursprüngliche Weibchen gegen ein neues, so wacht das Männchen im Nu auf und es wird wieder romantisch. Diesen Prozess kann man mit zig neuen Weibchen wiederholen, bis das Männchen umfällt vor Müdigkeit.

Das Rattenmännchen macht’s mit jedem neuen Weibchen aufgrund der Dopamin-Ausschüttung in seinem Gehirn. Nichts anderes kann das Gehirn so sehr dazu bringen, Dopamin auszuschütten wie Sex, weil unseren Genen nichts anderes so wichtig ist wie die Fortpflanzung. Dopamin Ausschüttungen befehlen der männlichen Ratte kein Weibchen unbefruchtet zu lassen.

Dopamin ist die "geh und hol es dir!" Neurochemikalie hinter all unserer Motivation. Ohne diese Chemikalie würden wir nicht vors Gericht kommen, nicht unserem Höhepunkt nachjagen, oder nicht einmal essen. Wenn Dopamin fällt, fällt auch die Motivation. Dopamin ist auch verantwortlich für alle Suchtarten. Das Gehirn eines Süchtigen reagiert mit der Zeit immer weniger auf das Dopamin, will es aber paradoxerweise immer mehr.

Zurück zum Rattenmännchen. Nach jeder Paarung mit demselben Weibchen es immer weniger von seinem Belohnungsmechanismus mit Dopamin belohnt. Schauen Sie sich das obige Diagramm an. Bereits bei der fünften Paarung mit demselben Weibchen braucht das Männchen ganze 17 Minuten, um zu ejakulieren. Ejakulationszeit steigt und Dopamin Freisetzung nimmt ab. Wird das Weibchen jedoch immer wieder ausgewechselt, so kann er seiner Pflicht immer sehr schnell nachgehen. Sein Gehirn erneuert seine Fortpflanzungsfähigkeiten mit jeder neuen Partnerin. *

Im Gegensatz zu Ratten, gehen Menschen gern Paarbindungen ein. Unsere Gene veranlassen uns unser Nachkommen gemeinsam hoch zu ziehen. Aber der Coolidge-Effekt lauert auch in uns auch, und wird wach, sobald die Pflicht ruft. Ein Mann, der in Los Angeles aufgewachsen ist, erzählte mir mal: "Ich habe mit dem Zählen nach 350 Partnerinnen aufgegeben, und ich denke, irgendwas stimmt nicht mit mir. Denn ich verliere sehr schnell das sexuelle Interesse an Frauen. Auch wenn sie sehr schön ist."

Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs hat ihn gerade seine dritte Frau für einen Franzosen verlassen und er war entmutigt. Sie hatte das Interesse an ihm verloren.

Internet-Pornos: der Coolidge-Effekt auf Twin Turbos

Online Erotik kann einen Benutzer unaufhörlich immer weiter stimulieren. Die endlose Anzahl an Paarungswilligen Weibchen hält den Dopamin Spiegel ständig oben. Bemerkung eines Pornousers über den Effekt der Neuartigkeit:

Ich sammelte eine Menge Pornos. Ich dachte, ich würde eine wunderschöne Datenbank an Vergnügen ansammeln. Aber ich kann mich nicht erinnern, mir diese Datenbank auch nur einmal später angesehen zu haben. Der reizende Teil an der Sache ist immer die neue Pornostar-Darstellerin, das neue Video, der neue Akt.

Es überrascht nicht: zahlreiche Studien über Pornokonsum belegen, dass Ratten und Menschen sich nur wenig unterscheiden, wenn es um Reaktion auf neue sexuelle Reize geht. Wenn Australische Forscher den Probanden immer wieder denselben Erotikfilm zeigten, verdeutlichten ihre Penisse und die subjektiven Berichte eine progressive Abnahme ihrer sexuellen Erregung. Dieselbe Geschichte immer wieder ist auf Dauer langweilig (Gewöhnung sorgt für einen Rückgang an Dopamin).

Nach 18.ter Wiederholung des Erotikfilms – wenn die Testpersonen schon fast einschliefen – zeigten die Forscher neue Erotikfilme und voila! Die Probanden wachten auf und ihre Penisse ebenso. (Ja, Frauen zeigten ähnliche Ergebnisse)

Dopamin steigt immer dann, wenn es etwas Neues gibt. Vor alle für allem dann, wenn das Neue etwas Sexuelles ist. Dem primitiven Teil des Gehirns ist es egal, ob Sie bereits schon mehr als genug Sex hatte oder nicht; es will genetische Resultate. Eine Fallstory: einmal brach das männliche Meerschweinchen Sooty in einen Käfig mit vierundzwanzig Weibchen ein. Nachdem er gefasst wurde, war er mehrere Tage lang todmüde und schlief in den ersten zwei Tagen fast ohne Unterbrechung. (Forschung an anderen Nagetieren zeigt, dass vollständige Genesung des Gehirns etwa sieben Tage dauert, und die Forschung am Menschen zeigt auch einen post-Ejakulation Zyklus von mindestens sieben Tagen.)

Sooty’s Gene waren aber glücklich, denn er wurde Vater von 42 Ferkeln. Solche Gelegenheiten waren bieten sich zwar sehr selten, aber der Coolidge-Effekt stellt sicher, dass Männchen, sobald sich so eine Möglichkeit ergibt, über ihre natürlichen Grenzen hinausgehen und es sich nehmen bis sie umfallen.

Offensichtlich brauchen auch Männer Zeit, um ihre Potenz und Kraft nach Überstrapazieren ihrer sexuellen Sättigungsmechanismen mit Dopamin und Neuartigkeit zu wieder zu erlangen. Doch was passiert mit den heutigen Benutzern der Internetpornographie? Wie viele überschreiten die Grenzen ihrer angeborenen sexuellen Sättigungsmechanismen – ohne sich einwöchige Timeouts zu einzuräumen? Es gibt immer das nächste verlockende Weibchen, das beansprucht befruchtet zu werden. Logischerweise erleben Männer mit Porno-induzierter erektilen Dysfunktion beängstigendes "Tief", sobald sie mit Porno aufhören. In dieser Zeit - oder auch schon zuvor - greifen viele junge Männer zu Potenzmittel, die ihnen sichere Wirkung in Bezug auf Erektion bieten können. Sobald sie ihren Fuß vom Gaspedal nehmen, nimmt ihre Libido ein Nickerchen, das mehrere Wochen andauert – das Beispiel von Sooty mehrmals malgenommen. Neuheit kann den Partner (die Partnerin) weniger attraktiv erscheinen lassen.

Dopamin wird nicht nur als Reaktion auf die Neuheit ausgeschüttet. Wenn etwas aufregender als erwartet ist, dann löst das Belohnungszentrum des Gehirns ein Dopamin Feuerwerk aus. Internet-Pornos bieten immer etwas Unerwartetes, etwas „versautes“.

Im Gegensatz dazu ist Sex mit dem Schatzi nicht immer besser als erwartet. Auch bietet eine unendliche Vielfalt ist nicht zu erwarten. Dennoch bietet es andere Arten von wohltuenden Belohnungen. Leider nimmt der primitive Teil Ihres Gehirns an, die Menge Dopamin sei gleichgesetzt mit dem realen Geschehen. Dies ist bei Pornografie offensichtlich nicht der Fall.

Fazit: zu viel synthetischer Stimulation kann den Partner(-in) wie kalten Haferbrei aussehen lassen. Laut einer Studie (2007), führt schon die Betrachtung einer Reihe von Bildern von sexy Frauen einen Mann dazu, seine tatsächliche Partnerin geringer zu schätzen. 

Er schätzt sie dann nicht nur in puncto Attraktivität, sondern auch in Bezug Wärme und Intelligenz weniger ein. In einer anderen Studie (2006) berichteten Probanden nach langem Pornokonsum ebenso, weniger zufrieden mit ihrem Sexleben in der Partnerschaft zu sein – Liebe der Partnerin, Aussehen, sexuelle Attraktivität und ihre „Leistung“ im Bett miteinbezogen.

Selbst vor ein paar Jahrzehnten war Sex mit einer liebenden Partnerin generell mehr „Dopamin fördernd“ als Masturbieren auf irgendein Playmate. Nachdem Miss July einmal gründlich "befruchtet" wurde, hat man einen immer kleinere Dopamin-Kicks durch ihre mit Luft aufgeblasenen Kurven bekommen können. Man musste dann für Miss August warten. Dann kamen die Sex-Shops. Aber wie oft konnten Sie mit demselben Video Spaß haben, bevor es Zeit war ein neues zu holen?

Im Gegensatz dazu bietet die heutige Internetpornografie ein endloses Dopamin-Feuerwerk durch das Klicken mit der Maus. Man kann Stundenlang „jagen“ (eine weitere Dopamin-freisetzende Aktivität), und können in 10 Minuten mehr empfangsbereite Weibchen erleben als Ihre Vorfahren in 10 Jahren. Dopamin-Kick nach Dopamin-Kick, können einen Drogen ähnlichen, veränderten Zustand induzieren. (Das Kokain-High, zum Beispiel, ist gekennzeichnet durch den hohen Anteil überschüssiges Dopamin im Gehirn.) Es ist stark genug, um Ihr Gehirn zu „überreden“, weiter nach Paarungsmöglichkeiten zu suchen, obwohl Sie bereits sexuell gesättigt sind.


Ich habe auf pornografische Bilder masturbiert seit ich ein Teenager war. Bis vor ca. 6 Jahren hatte ich nie ein Problem mit ED gehab. Das Problem begann mit dem Zugriff auf kostenlose Internet Pornos. Als sich die Verbindungsgeschwindigkeit erhöhte, erhöhte sich auch die überwältigende Auswahl nach paarungswilligen Weibchen. Ich habe so unbewusst mein Gehirn soweit umprogrammiert, dass ich nur noch durch Internet Pornos erregt werden konnte. Ich war seit 4 Jahren in einer Beziehung mit einer wundervollen Frau und habe einen deutlichen Abfall in Libido und einem Zuwachs an Erektiler Dysfunktion bemerkt.

Man hört oft, "Pornografie existiert schon seit Ewigkeiten, also muss es harmlos sein." Doch diese Behauptung stellt sich als bedeutungslos heraus, sobald man den gewaltigen Effekt der Neuheit auf das Gehirn komplett verstanden hat. Die heutige 24/7 Internet Pornografie mit unbegrenzten Genres macht es einfach zu einem Ding der Unmöglichkeit, den sexuellen Appetit jemals zu stillen. Es ermöglicht Ihnen, weit über diesen Appetit hinaus zu gehen, meistens mit unerwünschten und unerwarteten Folgen. Für einige wird das Masturbieren auf Internet Pornos vielfach attraktiver als realer Sex:

Weit mehr als das "Sich mal eben einen runterholen" ist die Beschäftigung, mit der wir chronische Pornosüchtige Zeit vor dem PC verbringen, das sogenannte „Edging“: wiederholt bis kurz vor dem Orgasmus onanieren, ohne sofortige Ejakulation. Wir unterstützen die extrem hohe sexuelle Erregung buchstäblich mehrere Stunden lang. Ich bin ein aktiver Teilnehmer in mehreren Masturbation-fokussierten Internet Gruppen und Moderator von einer.

Viele von uns gehen so weit, auf den Sex mit der Partnerin zu verzichten, auch wenn der Partner in greifbarer Nähe und willig bleibt. Wir prägen mittlerweile auch den Begriff "Kopulation-Impotenz", der das Phänomen beschreibt, in der Lage zu sein, bei Pornos „einen hoch bekommen zu können“, aber nicht mit realem Partner.

Huuuhhh! Ein Evolutionsmechanismus, der dafür gedacht war das Nachkommen zu sichern und die genetische Vielfalt zu erhöhen, kann uns fern von den realen Sex-Partnern halten? Ja, denn dieser Mechanismus Dopamin getrieben. Ihr Gehirn geht nämlich davon aus, dass, wenn Sie von etwas wirklich heiß werden, es dann auch eine Gottesehrliche Paarungsmöglichkeit ist (früher würde man dafür auch oft gefährlich Risiken eingehen können).

–> Übersetzt aus dem Englischen. Original gehört Gary Wilson, Gründer von http://www.yourbrainonporn.com

 

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